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Da laust einen der Affe: Wie gut ist nachhaltige Zahnpflege?

18. März 2022

Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide: Wer gewissenhaft seine Zähne pflegt, produziert viel Müll. Für umweltfreundliche Alternativen sollte man aber keine Abstriche bei der Zahngesundheit machen.

Hand aufs Herz: Wenn Sie sich in Ihrem Bad umschauen, sehen Sie dann auch überall Plastikverpackungen? Immer mehr Menschen wollen das nicht mehr hinnehmen und suchen nach Produkten, die die Umwelt weniger belasten. Wer großen Wert auf eine gute Zahnpflege legt, steckt in einem Dilemma. Denn er produziert auch viel Plastikmüll in Form von Zahnbürsten, Zahnpastatuben und Zahnseide. Der Markt bietet zwar inzwischen diverse nachhaltige Plastik-Alternativen wie Bambuszahnbürsten oder Zahnputztabletten an. Aber genügen die Ökoprodukte auch den zahnärztlichen Ansprüchen an die tägliche Zahnhygiene und Gesundheit?

Zahnbürste: Plastik, Bioplastik oder Bambus?

Die handelsüblichen Kunststoffbürsten kennt wohl jeder, doch wie sieht es mit Alternativen aus?Foto: stevepb, Pixabay

Das wohl wichtigste Zahnpflege-Utensil ist die Zahnbürste. Damit sie hygienisch bleibt und optimal Plaque entfernt, sollte man sie mindestens alle drei Monate wechseln, bei Abnutzungsspuren auch früher. Zahnbürsten, bei denen man nur den Bürstenkopf wechselt, sparen schon einen Teil des Plastikmülls ein. Inzwischen bekommt man außerdem in jedem Drogeriemarkt Zahnbürsten aus Bambus – ein natürlicher, schnell nachwachsender und biologisch abbaubarer Rohstoff. 

Aus zahnärztlicher Sicht sind Griffe aus Bambus unbedenklich. Die Borsten sollten allerdings aus Nylon sein, nicht aus Naturborsten. Denn die nutzen sich schnell ab und bieten Bakterien Unterschlupf. Einige Hersteller bieten inzwischen Zahnbürsten mit Borsten aus Bioplastik an (Nylon-4), die zwar aus Erdöl hergestellt werden, aber immerhin biologisch abbaubar sind. Auch dagegen ist nichts einzuwenden.

So bleibt die (Bambus-)Zahnbürste hygienisch   

Egal ob Plastik oder Holz: Damit sich auf der Zahnbürste nicht zu viele Keime vermehren, sollte sie immer gründlich abgespült und anschließend so gelagert werden, dass der Bürstenkopf gut trocknen kann. So kann man den Keimen am besten die Lebensgrundlage entziehen. Bei Bambuszahnbürsten ist das noch wichtiger als bei Plastikzahnbürsten, denn hier besteht zusätzlich die Gefahr der Schimmelbildung. Deshalb sollte man sie nach dem Benutzen abtrocknen und dann – genau wie herkömmliche Zahnbürsten – mit dem Bürstenkopf nach oben in ein Glas oder eine Zahnbürstenhalterung stecken. Wer auf Nummer sicher gehen will, benutzt zwei Zahnbürsten im Wechsel. So haben sie mehr Zeit zum Trocknen.

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TIPP

Nach einem überstandenen viralen oder bakteriellen Infekt sollte man übrigens immer die Zahnbürste wechseln, um die Krankheitskeime ein für alle Mal loszuwerden!

Zahnbürste: Elektrisch oder von Hand?

 

Wer mit einer Handzahnbürste putzt, findet relativ leicht nachhaltige Ersatzprodukte. Bei elektrischen Zahnbürsten wird es da schon schwieriger. Immerhin gibt es inzwischen umweltfreundliche Aufsteckbürsten für bestimmte Modelle, die aus Bioplastik oder Bambus hergestellt werden. Dafür muss man allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen und oft im Internet bestellen.

Aus ökologischen Gründen auf die Handzahnbürste umzusteigen, ist grundsätzlich eine Option. Denn mit der richtigen Technik kann man auch von Hand ein perfektes Ergebnis erzielen. Mit einer elektrischen Zahnbürste geht das Putzen aber einfacher und schneller, die aber auch die Putztechnik spielt hier eine Rolle. Studien zeigen außerdem, dass die meisten Menschen nicht lange genug putzen. Das sollte man sich bewusst machen. Im Zweifel kann man sich auch Tipps zur Zahnputztechnik vom Zahnarzt geben lassen.

Zahnpasta, Zahnputztabletten & Co.

Mindestens genauso wichtig wie die Zahnbürste ist die richtige Zahnpasta. Doch auch hier fällt viel Plastikmüll an. Wer das ändern will, kann inzwischen auf Zahnputztabletten und Zahnputzpulver zurückgreifen, die es in Unverpackt-Läden und sogar im Drogeriemarkt gibt. Der Preis ist allerdings happig: Verglichen mit einem Produkt aus der Tube kosten sie ein Vielfaches. Aber wie schneiden diese Produkte bei der Putzleistung und bei der Fluoridierung ab?

Tablette statt Zahnpasta? Möglich - aber auf den Fluorid-Gehalt achten! | Quelle: sarah-chai, pexels

Zweimal täglich Zähneputzen leistet einen wichtigen Beitrag zur Kariesprophylaxe – so viel steht fest. Die richtige Zusammensetzung der Zahnpasta ist dabei ein entscheidender Faktor, insbesondere der Fluoridgehalt. Allein der Kontakt der Zähne mit dem Fluorid kann 40 bis 50 Prozent der Karies verhindern. Allerdings nur, wenn die Fluoridkonzentration im Mund hoch genug ist. Und genau das ist bei Zahnputztabletten wohl nicht immer der Fall. Die Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss, dass man drei Tabs zerkauen müsste, um auf eine ausreichende Fluoridmenge beim Zähneputzen zu kommen. Empfohlen wird jedoch nur eine Tablette pro Putzvorgang. Zahnpulver, die es in Gläsern zu kaufen gibt, wurden nicht speziell untersucht. Aber auch hier ist es zumindest fragwürdig, ob genug Fluorid an den Zahn kommt. Auch bei veganen Produkten sollten die Zusatzstoffe genau studiert werden. 

Hände weg von selbstgemachter Zahnpasta!

Entschieden abraten muss man von allen Produkten, die kein Fluorid enthalten. Das gilt unter anderem für Do-it-yourself-Zahnpulver und -Zahncreme, für die im Internet diverse Rezepte kursieren. Ein Reinigungseffekt soll zum Beispiel mit Salz, Heilerde oder Natron erzielt werden. Solche Bestandteile haben tatsächlich eine Schleifwirkung und können daher Plaque entfernen. Doch genau das kann zum Problem werden, wenn nicht nur die bakteriellen Beläge, sondern auch der Zahnschmelz abgetragen wird. Bei industriell hergestellter Zahnpasta sind solche Abrasiv-Stoffe genau dosiert und so beschaffen, dass sie keine Schäden am Zahnschmelz hinterlassen. Bei selbstgemachten Mischungen kann das nicht garantiert werden. Deshalb warnt auch die Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin ausdrücklich vor selbstgemachter Zahnpasta.

 

Zahnseide und Zahnseidesticks

Um die Zähne wirklich gründlich zu reinigen, reicht eine Zahnbürste nicht aus. Ergänzend sollte man mindestens einmal täglich Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten verwenden. Auch hier fällt wieder reichlich Plastikmüll an. Umweltfreundlicher ist Zahnseide aus echter Seide oder aus Maisstärke, wobei letztere nicht nur plastikfrei, sondern auch vegan ist. Die Produkte sind in einer umweltfreundlichen Verpackung erhältlich – zwar noch nicht flächendeckend, aber zumindest in manchen Drogeriemärkten oder online. Zahnzwischenraumbürsten gibt es inzwischen auch in der Holz- oder Bambusvariante. 

ELTERN-TIPP

 Kinder schaffen es meist nicht, die Zahnseide um die eigenen Finger zu wickeln. Sie kommen besser mit Einweg-Zahnseidesticks klar, die allerdings noch mehr Plastikmüll verursachen. Auch hier sind inzwischen Alternativen aus Holz verfügbar. Oder auch wiederverwendbare Zahnseidehalter, in die man ein Stück Zahnseide einspannen kann. Diese können ebenfalls über Online-Shops bezogen werden.

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Lyne A, Ashley P, Saget S, Porto Costa M, Underwood B, Duane B. Combining evidence-based healthcare with environmental sustainability: using the toothbrush as a model. Br Dent J. 2020 Sep;229(5):303-309.
  • Van Leeuwen MPC, Van der Weijden FA, Slot DE, Rosema MAM. Toothbrush wear in relation to toothbrushing effectiveness. Int J Dent Hyg. 2019 Feb;17(1):77-84.
  • DGPZM Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin e. V.: Pressemitteilung vom 14. Juni 2019: “Auf die richtige Zahnpasta achten!” − Die gesundheitliche Bedeutung von Zahnpasten
  • Stiftung Warentest, 23. Juni 2020: Denttabs im Schnell­test − Tabletten aus der Tüte statt Zahnpasta aus der Tube
  • Sälzer S, Slot DE, Van der Weijden FA, Dörfer CE. Efficacy of inter-dental mechanical plaque control in managing gingivitis − a meta-review. J Clin Periodontol. 2015 Apr;42 Suppl 16:S92-105.