DVT beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden: Das kann 3D-Röntgen
18. Februar 2023Das innovative Verfahren hat inzwischen in vielen Zahnarzt- und Kieferorthopädie-Praxen Einzug gehalten: Mithilfe der digitalen Volumentomografie (DVT) können Zähne und Kiefer dreidimensional dargestellt werden – und das bei geringer Strahlenbelastung und großer Genauigkeit. Damit ist die DVT ideal geeignet, um zum Beispiel einen verlagerten Zahn aufzuspüren, eine Implantatbehandlung oder eine Alignertherapie digital zu planen. Aber auch in anderen Bereichen der Zahnmedizin wird DVT eingesetzt.
Was ist eine digitale Volumentomografie (DVT)?
Die digitale Volumentomografie ist eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen. Aus Schichtaufnahmen werden am Computer dreidimensionale Bilder erzeugt. Sie wird vor allem in der Zahnmedizin und Kieferorthopädie eingesetzt. Aber auch in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, in der HNO-Heilkunde und in der Orthopädie kommt die DVT heute zum Einsatz.
3D-Röntgen – was sind die Vorteile?
CT und MRT liefern Schichtbilder, die sich zu dreidimensionalen Bildern zusammensetzen lassen. Röntgenbilder dagegen stellen ein dreidimensionales Körperteil zweidimensional dar. Im Fall von Kiefer und Zähnen kommt es dabei zu Überlagerungen. Wenn etwa eine Zahnwurzel von einem Halswirbel überlagert ist, kann die Beurteilung schwierig bis unmöglich sein. Man kann auch nicht sehen, was im Bild vorne und was hinten liegt. Die DVT hingegen liefert 3D-Bilder, die zudem hochauflösend sind und direkt in der Zahnarzt- oder KFO-Praxis aufgenommen werden können. Daher bringt sie einen großen Mehrwert in der Zahnmedizin und in der Kieferorthopädie.
Wie läuft die DVT beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden ab?
Im Gegensatz zum CT muss man für ein DVT nicht in die Röhre. In der Regel wird sie im Sitzen oder Stehen gemacht – so wie man es auch von anderen Röntgenaufnahmen beim Zahnarzt kennt. Das Gerät rotiert dabei um den Patienten. Nach wenigen Minuten ist die Untersuchung vorbei und die Bilder können in Sekundenschnelle am Bildschirm angeschaut und ausgewertet werden.
Wie hoch ist die Strahlenbelastung bei der DVT?
Die Strahlenbelastung bei einer DVT ist geringer als bei einer Standard-CT-Untersuchung. Deshalb werden CTs in der Zahnmedizin nur noch in Ausnahmefällen gemacht.
Wofür ist die DVT geeignet?
Die digitale Volumentomografie eignet sich hervorragend für verschiedene Fragestellungen in der Zahnmedizin und Kieferorthopädie. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten gehören:
- Implantologie: Der Zahnarzt erhält vor dem Setzen von Implantaten detaillierte Informationen über die Anatomie von Zähnen und Kieferknochen, benachbarten Strukturen und Nerven. Auf der Basis dieser Daten kann er die Implantate selbst und ihre Position bis ins Detail computergestützt planen, Bohrschablonen erstellen und während des Eingriffs navigieren. Das bedeutet größtmögliche Sicherheit, Genauigkeit und schonendes Operieren.
- Mund- und Kieferchirurgie: Auch hier erleichtert die digitale Volumentomografie die OP-Planung. Wichtige Nachbarstrukturen wie Nerven oder Nebenhöhlen können auch hier besser geschützt werden.
- Zahn- und Kieferverletzungen können mithilfe der DVT sicherer erkannt werden als mit einem zweidimensionalen Röntgenbild.
- Wurzelbehandlungen: Auch hier bietet die DVT enorme Vorteile. Unter anderem kann man sehen, ob Wurzeln und Wurzelkanäle besonders gekrümmt oder verzweigt sind, was die Behandlungsplanung erleichtert.
- Kiefergelenksprobleme: Wenn der Verdacht besteht, dass die Beschwerden auf knöcherne Veränderungen zurückzuführen sind, kann auch hier eine DVT weiterhelfen.
- Parodontologie: Wenn zweidimensionale Röntgenbilder nicht ausreichend sind, kann auch bei einer Parodontitis-Behandlung eine digitale Volumentomografie durchgeführt werden.
- Kieferorthopädie: In kieferorthopädischen Praxen kommt die DVT inzwischen regelmäßig zur Anwendung. Zum Beispiel bei überzähligen Zähnen, wenn Zähne im Kiefer feststecken oder verlagert sind, bei Knochenzysten und -entzündungen, bei Fehlbildungen im Gesichtsbereich und Asymmetrien. Zudem kann der Kieferorthopädie beurteilen, ob das Knochenangebot für die geplanten Zahnbewegungen ausreicht.
Wer übernimmt die Kosten für eine DVT?
Die digitale Volumentomografie ist noch ein vergleichsweise junges Verfahren. Deshalb werden die Kosten in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Von privaten Krankenkassen werden die Kosten für eine DVT meist übernommen.
Quellen
- Das Gesundheitsportal medondo.health
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- Stellungnahme der DGKFO zur Radiologischen 3D-Diagnostik in der Kieferorthopädie (CT/DVT) (Oktober 2008)
- S2K-Leitlinie Dentale digitale Volumentomographie (Stand: Oktober 2013)
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