Kieferorthopädischer Check: Je früher, desto besser?
01. März 2021Wenn es um die gesunde Zähne bei Kindern geht, dann will man als Eltern nichts verpassen. Schließlich steht nicht nur ein schönes Lächeln auf dem Spiel, sondern auch der gesunde Biss Ihres Kindes, mit dem es sein gesamtes Leben gut beißen können soll. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Besuch beim Kieferorthopäden? Und lohnt er sich auch dann, wenn keine offensichtliche Zahnfehlstellung zu erkennen ist?
Zu Beginn der Grundschule zum Kieferorthopäden
Diese Frage lässt sich klar beantworten: Egal, ob man eine Zahnfehlstellung auf den ersten Blick sehen kann oder nicht, empfehlen wir immer eine Vorstellung beim Fachzahnarzt im Alter von sechs bis sieben Jahren - also rund um den Einschulungstermin. Dazu ist keine Überweisung vom Zahnarzt oder Kinderarzt notwendig.
Warum so früh? Entscheidende Entwicklungsphasen nicht verpassen!
Bei einer kieferorthopädischen Behandlung im Grundschulalter werden rechtzeitig erkannte Wachstumsdefizite der Kiefer ausgeglichen, um ausgeprägte Zahnfehlstellungen zu vermeiden. Verpasst man bestimmte Zahnwechsel- oder Wachstumsphasen, lassen sich bestimmte Fehlstellungen ggf. nur noch durch aufwendige und langwierige Maßnahmen (z. B. das Ziehen von bleibenden Zähnen oder Kieferoperationen) beheben.
Werden Wachstumsstörungen der Kiefer und Fehlentwicklungen der Zähne hingegen schon im Grundschulalter erkannt, kann man sie frühzeitig und dann häufig gut mit einfachen kieferorthopädischen Maßnahmen behandeln – in einer sogenannten Frühbehandlung. So kann das Kieferwachstum rechtzeitig gelenkt werden und auch der Zahnwechsel regelgerecht erfolgen.
Eine Spange in der Grundschule – ist das nicht belastend für mein Kind?
Sollte tatsächlich eine Spange nötig sein – hier die gute Nachricht: In der Regel freuen sich Kinder gerade im Grundschulalter auf ihre erste Spange und tragen sie sehr zuverlässig. Das wiederum führt häufig zu hervorragenden Behandlungsergebnissen bei der Frühbehandlung, sodass im Jugendalter sogar feste Spangen vermieden werden können – einer Zeit, in der viele Heranwachsende sich nicht mehr ganz so leicht zur Mitarbeit motivieren lassen.
Reicht nicht die Einschätzung des Haus- oder Kinderzahnarztes?
Nicht jedes kieferorthopädische Problem ist auf den ersten Blick zu erkennen. Zahnärzte achten zwar auch auf Zahn- und Kieferfehlstellungen. Allerdings verfügt ein Fachzahnarzt für Kieferorthopädie über eine detaillierte Fachexpertise. So werden beispielsweise die korrekten Platzverhältnisse und der richtige Zusammenbiss der beiden Kiefer tiefgehend untersucht. Auch das frühzeitige Erkennen von Durchbruchsstörungen der bleibenden Zähne sowie funktionelle Untersuchungen (z. B. der Kiefergelenke) gehören zur Standarddiagnostik beim Fachzahnarzt.
Funktionelle Störungen, die den Lippenschluss, die Atmung und die Zunge betreffen, sind die häufigste Ursache für Zahn- und Kieferfehlstellungen, da sie dauerhaft das Kieferwachstum beeinflussen. Der erfahrene Fachzahnarzt kann all dies leicht feststellen und bei rechtzeitiger Diagnose effektiv gegensteuern. Und wenn er Entwarnung gibt, können Sie beruhigt sein und sich umso mehr über Ihr stolzes Zahnlückenkind freuen!
Was wird beim Fachzahnarzt für Kieferorthopädie untersucht?
Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie schaut längst nicht nur auf schief stehende Zähne. Es geht um viel mehr:
- die generelle Mundgesundheit und Zahnpflege
- den Zahnwechsel
- die Platzverhältnisse in beiden Kiefern
- den Zusammenbiss der Kiefer
- die Wachstumsrichtung der Kiefer
- die Funktion (z. B. Lippenschluss, Zungenlage, Atmung und Kiefergelenke)
Was kann im Rahmen einer Frühbehandlung behandelt werden?
Nicht jedes kieferorthopädische Problem kann und muss im Grundschulalter angegangen werden. Allerdings gibt es Zahnfehlstellungen, für die eine Frühbehandlung dringend ratsam ist, da sich diese Fehlstellungen ohne eine kieferorthopädische Behandlung in ihrem Ausmaß verstärken würden bzw. ihre Therapie deutlich aufwendiger wäre. Das sind z. B. Kreuzbiss, Unterbiss und offener Biss.
Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, müssen gerade bei einer Frühbehandlung auch funktionelle Aspekte untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Der Kieferorthopäde schaut deshalb auch, ob die Zunge richtig im Mund liegt – beim Schlucken, Sprechen, Atmen – und ob es unerkannte Probleme mit Muskulatur und Kiefergelenken gibt. Dank funktioneller Begleitbehandlungen wie der Logopädie, der Physiotherapie, der Osteopathie oder manchmal sogar der Buteyko-Atemtherapie (einer Methode zum Erlernen der Nasenatmung) können zusätzlich (Muskel-)funktionsstörungen behoben und eine aufrechte Körperhaltung bei ausgeglichener Muskelspannung erzielt werden.
Lassen Sie sich beraten – kompetent und individuell!
In einer Fachzahnarztpraxis für Kieferorthopädie, die das gesamte kieferorthopädische Behandlungsspektrum beurteilen und individuell anbieten kann, erhalten Sie eine ausführliche Beratung.
…für das Wichtigste, das wir haben: unsere Kinder!
Literatur:
- Das kieferorthopädische Risikokind: Gebissentwicklung und Funktionsstörungen – KFO-Prävention und Frühbehandlung (ZFV Fachinformation) von Rosemarie Grabowski, Rolf Hinz
- Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien via (AWMF) e.V
- Kieferorthopädische Frühbehandlung in der Praxis von Christian H. Splieth, Rosemarie Grabowski, Tomasz Gedrange, Jochen Fanghänel
- The Cause and Cure of Malocclusion von John Mew