Effektiv und sicher: Die Miniimplantate in der Kieferorthopädie
21. Juli 2022Bei der Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen gibt es in der Kieferorthopädie zahlreiche Hilfsmittel. Eines davon sind die Miniimplantate, oder auch Mini- oder Mikroschrauben genannt. Sie bestehen aus kleinen Schräubchen, die bei der Behandlung von festen oder herausnehmbaren Zahnspangen zum Einsatz kommen. Die Miniimplantate sind nur ein paar Millimeter groß und werden von dem behandelnden Kieferorthopäden oder Chirurgen in den Kieferknochen des Patienten gedreht. Dort dienen sie als Anker für verschiedene Behandlungsaufgaben.
Kieferorthopädische oder dentale Miniimplantate: Was ist der Unterschied?
Dentale Miniimplantate (Miniscrew, Minipin, Microimplant, TAD) stellen heutzutage eine optimale Lösung dar, wenn kranke oder fehlende Zähne ersetzt werden sollen. Der Zahnarzt oder Oralchirurg schraubt sie an entsprechender Stelle in den Zahnbogen des Ober- bzw. Unterkiefers ein, wo sie als künstliche Zahnwurzel fest verwachsen. Anschließend können auf ihnen dann Kronen, Brücken oder Prothesen befestigt und Zahnlücken ästhetisch geschlossen werden.
Im Gegensatz zu Dentalimplantaten sind kieferorthopädische Miniimplantate nicht für den dauerhaften Verbleib im Kiefer vorgesehen. Sie dienen nur übergangsweise als Verankerung und werden nach Erreichen des Therapieziels wieder vom Kieferorthopäden entfernt.
Darum sind Miniimplantate in der Kieferorthopädie so effektiv
In der kieferorthopädischen Behandlung wird mit mechanischen Kräften gearbeitet. Werden beispielsweise zwei Zähne durch einen Drahtbogen verbunden, wirkt die Kraft daraus immer auf beide Zähne gleichzeitig.
In vielen Fällen ist das aber gar nicht gewünscht und es soll dabei nur einer der beiden Zähne durch die Wirkung der Kraft bewegt werden. Dafür gibt es in der Kieferorthopädie eine elegante Lösung: die Miniimplantate. Diese werden an einer geeigneten Stelle ohne Schmerzen in den Kieferknochen geschraubt. Das Implantat dient als Zugpfeiler. Der zu bewegende Zahn wird durch eine Kette, Zugfeder oder Ligatur mit dem Miniimplantat verbunden und in die gewünschte Richtung bewegt, ohne dass sich die Nachbarzähne ebenfalls verändern. Sind die zu bewegenden Zähne an der richtigen Stelle positioniert oder ist die Lücke geschlossen, werden die Miniimplantate einfach wieder entfernt.
Auch junge Patienten, die meist aus optischen Gründen auf eine Außenspange (Headgear) verzichten möchten, können mit Hilfe der Miniimplantate und Gaumenimplantate eine effektive, zügige Behandlung durchlaufen.
Zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit den Miniimplantaten
Kieferorthopädische Miniimplantate können mit klassischen festsitzenden oder herausnehmbaren Zahnspangen kombiniert, aber auch mit speziell für die skelettale Verankerung konstruierten Therapiegeräten (z.B. Gaumennahterweiterungsapparatur) kombiniert werden. Der Kopf der kleinen Schräubchen ist dabei so konzipiert, dass an ihm verschiedenste Kopplungselemente befestigt bzw. eine stabile Verbindung zur Behandlungsapparatur hergestellt werden kann.
Der Einsatzbereich von Miniimplantaten ist vielfältig und ermöglicht das zuverlässige Bewegen von Einzelzähnen oder ganzen Zahngruppen.
Einsetzen der Miniimplantate ist völlig schmerzfrei
Je nach Behandlungsaufgabe können kieferorthopädische Miniimplantate an verschiedenen Stellen des Ober- oder Unterkiefers eingesetzt werden. Der vordere Gaumenbereich eignet sich aufgrund seiner optimalen Knochenqualität besonders gut. Das Eindrehen der Schrauben geschieht unter örtlicher Betäubung der Mundschleimhaut und wird meist direkt durch den Fachzahnarzt für Kieferorthopädie oder in manchen Fällen durch einen Oralchirurgen oder Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen realisiert. Die aus einer Titanlegierung hergestellten Miniimplantate bieten dabei eine hohe Biokompatibilität. Ist die Behandlungsaufgabe erfüllt, werden sie einfach wieder herausgedreht. Binnen weniger Wochen ist der Knochen verheilt und auch das kleine Loch in der Schleimhaut zugewachsen.
Werden Miniimplantate von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt?
Leider gehören die Miniimplantate trotz ihrer recht geringen Kosten nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Trotzdem sind sie eine sinnvolle Investition, da damit die Behandlung beim Kieferorthopäden beschleunigt wird und effektive Ergebnisse erzielt werden können.
Fazit: Minipins sind eine moderne Alternative zum Außenbogen (Headgear) oder anderen Behandlungsgeräten. Sie unterstützen effizient die kieferorthopädische Behandlung und verhindern unerwünschte Nebenwirkungen.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
- Bückmann B: Kieferorthopädie. Stiftung Warentest. Berlin 2009. S. 106.
- Chang h-P, Tseng Y-C: Miniscrew implant applications in contemporary orthodontics. In: Kaohsiung Journal of Medical Sciences. 2014 Mar;30(3):111-5.
- Hourfar J, Lisson JA: Wissenschaftliche Stellungnahme zur Verankerung mit Gaumenimplantaten und Kortikalisschrauben in der Kieferorthopädie. April 2017.
- Jasoria G, Shamim W, Rathore S, Kalra A, Manchanda M, Jaggi N: Miniscrew Implants as Temporary Anchorage Devices in Orthodontics: A Comprehensive Review. In: The Journal of Contemporary Dental Practice. 2013 Sep-Oct;14(5):993-999.
- Ludwig B (Hrsg.): Mini-Implantate in der Kieferorthopädie. Innovative Verankerungskonzepte. Quintessenz Verlag. Berlin 2007. S. 2-9.